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Einsatz, Landesverband

Wenn der Abriss gleich zweimal droht

Veröffentlicht: 13.05.2024
Autor: DLRG Landesverband Baden e.V.
Ein Holztor mit Vorhängeschloss sichert die Garage der DLRG Müllheim-Neuenburg.
2023 war Staatssekretär Patrick Rapp MdL (links) zu Gast.

Ortsgruppe Müllheim-Neuenburg sucht Grundstück

Feuerwehren haben ein Gerätehaus, der Rettungsdienst Rettungswachen, die Polizei Reviere – und die DLRG in Müllheim-Neuenburg hat eine Scheune. Ein Holztor mit Vorhängeschloss sichert die Garage, die ihren Namen nicht verdient und in der das Einsatzfahrzeug der DLRG-Ortsgruppe nun schon seit einigen Jahren parkt. Außer dem Einsatzfahrzeug darf dort aber nichts gelagert werden – aus Brandschutzgründen. Ein Blick in das hölzerne Dachgebälk genügt, um immerhin letzteres nachvollziehen zu können. Über den Rest der misslichen Unterkunftssituation kann man nur den Kopf schütteln.

Im Sommer 2023 war Staatsekretär Dr. Patrick Rapp MdL zu Besuch bei der DLRG in Müllheim-Neuenburg. Er zeigte sich angesichts der maroden Scheune schlicht erschüttert. Die Presse berichtete darüber, wie es dem Politiker „mal kurz die Sprache verschlug“. Schließlich ist in Müllheim-Neuenburg die einzige DLRG-Ortsgruppe stationiert, die zwischen Freiburg im Norden und Weil am Rhein im Süden Wasser-Rettungsdienst leistet. Ihre Einsätze führen die Wasserretter beispielsweise an den Rhein, Badeseen der Region, die Wutachschlucht und den Schluchsee. Was den Staatssekretär erschütterte, ist für die Aktiven der DLRG-Ortsgruppe gewohnter Alltag.

Situation bremst Weiterentwicklung

Alexander Schropp, der Vorsitzende der Ortsgruppe, weiß, dass die gegenwärtige Situation nicht nur ihn frustriert. In die Scheune regnet es rein, einen Stromanschluss zum Laden der Fahrzeugbatterie gibt es nicht. Da in der Scheune kein Material gelagert werden darf, pflegen und lagern die Einsatzkräfte ihre Ausrüstung mit hohem Aufwand bei sich zu Hause. Für den Einsatzfall haben viele ihr Tauch- oder Strömungsrettungs-Material im eigenen Auto. Aber Alexander Schropp stört nicht mal so sehr die Tatsache, dass sein Neoprenanzug regelmäßig im privaten Badezimmer trocknet. Vielmehr bremst die Unterkunftssituation auch die Weiterentwicklung der Ortsgruppe aus.

Ein Beispiel gefällig? Die örtliche Sparkasse wollte der DLRG-Ortsgruppe Müllheim-Neuenburg neulich ein sogenanntes Raft spenden. Das aufblasbare Rettungsmittel wird beispielsweise von den Strömungsrettern der DLRG verwendet, um in strömendem Gewässer Einsatzkräfte, Material oder sogar Patienten zu transportieren. Diese Spende wäre für die ehrenamtlichen Wasserretter aus dem Bezirk Breisgau eine sehr willkommene Ergänzung gewesen. Eigentlich. Denn leider musste die Ortsgruppe die großzügige Förderung ablehnen. Sie hat keinen Platz dafür.

Dabei war die Scheune eigentlich nur als Übergangslösung gedacht, man konnte das 2015 neu beschaffte Fahrzeug ja nicht einfach wie das Vorgänger-Modell auf dem Acker parken. Aber, nichts hält bekanntlich so lange, wie ein Provisorium. Im Fall der DLRG-Müllheim-Neuenburg hält das von der Stadt bereitgestellte Provisorium nun schon so lange, dass sich die Verantwortlichen sogar mit einem drohenden Abriss der heruntergekommenen „Übergangslösung“ auseinandersetzen müssen. Der Gemeinderat stellte im vergangenen Jahr dafür Mittel im städtischen Haushalt ein, ohne vorher mit der DLRG zu sprechen. Und die DLRG fürchtet nun, bald wieder auf der Straße zu sitzen.

Noch mehr Sorgen

Und noch eine weitere Sorge plagt die Verantwortlichen um Alexander Schropp. Am Feuerwehrhaus in Müllheim nutzt man derzeit eine kleine Zwei-Zimmer-Wohnung als Materiallager, ebenfalls zur Verfügung gestellt von der Stadt. Dort türmen sich Utensilien für die Schwimm-, Rettungsschwimm- und Erste-Hilfe-Ausbildung, Einsatz- und Sanitätsmaterial, Zelte und Dokumente. Für größere Sitzungen oder Lehrgänge ist schon lange kein Platz mehr. Aber auch diese Räumlichkeiten sind vom Abriss bedroht. Das Feuerwehrhaus soll in den nächsten Jahren an anderer Stelle neu gebaut werden. Das bisherige Areal wird städtebaulich komplett neu überplant. Es ist unwahrscheinlich, dass die DLRG in der neuen Planung Berücksichtigung findet.

Schlussendlich muss ein Neubau her, da sind sich alle Beteiligten einig. Aber wo soll dieser entstehen? Wer bauen will, braucht ein Grundstück und die entsprechenden finanziellen Mittel. Hier beißt sich die sprichwörtliche Katze aber in den Schwanz. Wenn alles gut läuft, könnte das Land Baden-Württemberg den Neubau womöglich fördern, aber keinesfalls den Grundstückserwerb. Im Idealfall würde die Kommune ein Grundstück zur Verfügung stellen. Aber die beiden Bürgermeister der Gemeinden Müllheim und Neuenburg interessierten sich bis vor kurzem noch kaum für das Problem der DLRG. Erst der 2023 neu gewählte Bürgermeister von Neuenburg, Jens Fondy-Langela brachte einen kleinen Lichtblick. Demnächst steht ein Gespräch an, um die Grundstückssuche hoffentlich voranzubringen.

Ein realistischer Blick

Auf ihrer Website führt die Ortsgruppe Müllheim-Neuenburg detailliert Gründe für einen Neubau einer Wasserrettungswache auf. Sie führt zahlreiche politische Gespräche und plant bereits Spendenaktionen, um Mittel für den Neubau einzuwerben. Aber ganz nüchtern betrachtet, steht noch alles in den Sternen. Alexander Schropp beschreibt die vielen Unabwägbarkeiten: „Selbst, wenn wir in diesem Jahr an ein Grundstück kommen würden und mit der konkreten Planung beginnen könnten, bringt das noch keine kurzfristige Verbesserung unserer Lage.“ Man würde dann voraussichtlich erst 2026 einen Förderantrag beim Land stellen, aber angesichts des enormen Investitionsstaus im Wasser-Rettungsdienst rechnet niemand mit einer zeitnahen Bewilligung der Gelder. Und selbst wenn: 10 % der Baukosten müssen darüber hinaus selbst aufgebracht werden.

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