Kontakt
Kontakt-Icon

Kontakt

Schreib uns eine E-Mail mit Fragen, Kommentaren oder Feedback.

Landesverband, Bädergeschichten

„Wozu haben wir uns so bemüht?“

Veröffentlicht: 17.09.2022
Autor: DLRG Landesverband Baden e.V.
Lange Schlangen vor dem Grötzinger Hallenbad beim Start der DLRG Durlach ins neue Kurshalbjahr. (Foto: Rainer Syré)

Drohende Badschließungen in Karlsruher Stadtteilen Durlach und Neureut frustrieren DLRG-Ortsgruppen I Bezirk Karlsruhe

Es sei eine echte Aufbruchsstimmung gewesen, als im letzten Jahr die „Sommerkampagne“ der DLRG startete, findet Rainer Syré. Seine gesamte Ortsgruppe sei im Sommer 2021 motiviert gewesen, nun in gemeinsamer Anstrengung den Rückstau von Anfängerschwimmkursen aus der Pandemie aufzuholen. Durchaus erfolgreich sei man damit gewesen. 380 Teilnehmende wurden mit den zusätzlichen Angeboten erreicht. Rainer Syré ist Vorsitzender der DLRG Ortsgruppe Durlach, welche auch den Stadtteil Grötzingen abdeckt. Dort macht man sich gerade große Sorgen. Sorgen, die um das Hallenbad in Grötzingen kreisen. Angesichts der hohen Preise für Energie und Wärmeerzeugung schlägt die Karlsruher Stadtverwaltung nämlich vor, dieses mit Erdgas beheizte Schwimmbad vorrübergehend zu schließen.

Auch Bert Ludwig, Amtskollege von Rainer Syré in der DLRG Ortsgruppe Neureut, weiß von diesem Vorhaben. Denn das Adolf-Ehrmann-Bad, welches seine Ortsgruppe für die Schwimm- und Rettungsschwimmausbildung nutzt, ist im Maßnahmenkatalog des Karlsruher Rathauses ebenfalls aufgeführt. Das 1964 eröffnete Schwimmbad war seinerzeit das erste Hallenbad im Landkreis Karlsruhe. Ebenfalls mit Erdgas beheizt, soll es wie das Grötzinger Bad nun in den „Stand-By-Modus“ geschaltet werden, so steht es zumindest in der Vorlage für den Bäderausschuss der Stadt Karlsruhe. Dieses Gremium wird in einer Sitzung am 19. September über die Maßnahmen zur Energieeinsparung in den Karlsruher Schwimmbäder beraten. Folgen die Mitglieder des Gemeinderates der Empfehlung der Stadtverwaltung, ist mit einer baldigen Schließung der beiden Bäder zu rechnen.

Für die beiden betroffenen DLRG-Ortsgruppen, Durlach und Neureut, wäre das ein fatales Ereignis. Diese Einschätzung haben Syré und Ludwig bereits den Mitgliedern des Gemeinderates in umfangreichen Stellungnahmen dargestellt. Auch mit dem für die Schwimmbäder zuständigen Bürgermeister möchte man in den kommenden Tagen noch ins Gespräch kommen. Denn das vollumfängliche Ausweichen in andere Karlsruher Bäder wäre nicht möglich, das gesteht auch die Stadtverwaltung ein.

Rainer Syré stellt fest: „Im letzten Jahr habe wir noch voller Elan daran gearbeitet, möglichst vielen Kindern und Jugendlichen auf unserer Warteliste endlich einen Schwimmkurs anbieten zu können. Jetzt müssen wir mit der Schließung von zwei wichtigen Schwimmbädern rechnen. Das konterkariert nicht nur unsere Anstrengungen. Das wird uns um Monate zurückwerfen! Meine Aktiven fragen mich, wozu sie sich so bemüht haben.“

Angebot & Nachfrage

Stichwort Warteliste – in beiden Ortsgruppen übersteigt bei weitem die Nachfrage das Angebot. Bert Ludwig berichtet: „Bei uns in Neureut kann es sein, dass Eltern bis zu einem Jahr auf einen Schwimmkurs für ihr Kind warten müssen. Im Vergleich zu anderen Ortsgruppen ist das bis jetzt aber noch gutes Mittelfeld!“ In Durlach beginnen gerade 433 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene ihr Kurshalbjahr - vom Seepferdchen bis zum Rettungsschwimmabzeichen in Gold. An 135 Personen konnte man aus Mangel an Kapazitäten keinen Kursplatz vergeben. „Die verfügbaren Plätze für Anfängerschwimmkurse in diesem Kurshalbjahr waren innerhalb von 33 Sekunden ausgebucht“ erinnert sich Rainer Syré. Eine Situation, die man so eher von einem Pop-Konzert erwartet werden würde als von Schwimmkursen für kleine Kinder.

Dass angesichts der bundes- und Europa-weiten Ausnahmesituation Energiesparmaßnahmen diskutiert werden müssen, ist für alle Beteiligten klar. Die Finanzkraft der Städte und Gemeinden sei begrenzt und dafür habe auch die DLRG Verständnis betont Timo Imhof. Er ist Leiter des DLRG Bezirk Karlsruhe und spricht für alle DLRG-Gliederungen im Stadt- und Landkreis Karlsruhe. Durch einen eingeschränkten öffentlichen Badebetrieb sowie die Abschaltung von Attraktionen wie Saunas, Düsen und Rutschen könne viel Energie eingespart werden. Imhof hat eine klare Erwartungshaltung an die politischen Verantwortlichen in seiner Region: „Kein Schwimmbad in der Region darf ohne gleichzeitigen adäquaten Ersatz geschlossen werden. Die Verantwortlichen müssen sicherstellen, dass Maßnahmen zur Energieeinsparung in den Bädern die Schwimm- und Rettungsschwimmausbildung nicht existenziell einschränken. Das gilt neben den Kursen der Vereine übrigens auch für den schulischen Schwimmunterricht.“

Dass die Fälle in Durlach und Neureut nicht die letzten in diesem Winter sein werden, darüber machen sich die drei DLRG-Vertreter aus Karlsruhe keine Illusionen. Der Bezirk um Timo Imhof steht im engen Austausch mit den anderen Ortsgruppen im Stadt- und Landkreis. Gegebenenfalls werde man auch als Vermittler für eventuelle Ausweichmöglichkeiten agieren. „Aber eigentlich ist für uns klar, dass die Verwaltungen und Gemeinderäte hier am längeren Hebel sitzen“ so Imhof abschließend.

Bei der Sitzung des Bäderausschusses in der nächsten Woche werden die DLRG-Ortsgruppen aus Durlach und Neureut Präsenz zeigen und auch danach nicht aufgeben. Um „ihre“ Bäder möchten Syré und Ludwig weiterkämpfen. Und damit so ganz nebenbei auch um die Motivation ihrer ehrenamtlichen Schwimmausbilderinnen und Schwimmausbilder. Um die geht es in diesem ganzen Schlamassel nämlich auch.

UPDATE / 23. September 2022

Die Schließung der beiden Hallenbäder in Neureut und Grötzingen konnte zunächst abgewendet werden. Fraktions-übergreifend sprachen sich die Mitglieder des Bäderausschusses gegen diese Maßnahme aus. Auch ein konstruktives Gespräch mit dem zuständigen Bürgermeister und dem Chef der Karlsruher Bäderbetriebe hat zwischenzeitlich stattgefunden. Die betroffenen Ortsgruppen um Rainer Syré und Bert Ludwig sind einerseits froh, nicht kurzfristig ihre Kurse und Angebote umorganisieren zu müssen. Anderseits bleibt aber auch eine permanente Rest-Sorge vor der Verschärfung der Situation. Denn das war auch ein Ergebnis der Beratung des Bäderausschusses: Wenn man als Kommune von höherer Stelle bindende Vorgaben zur Einsparung von Erdgas erhalte, werden die Tage der beiden Bäder (vorrübergehend) gezählt sein.

Diese Website benutzt Cookies.

Diese Webseite nutzt Tracking-Technologie, um die Zahl der Besucher zu ermitteln und um unser Angebot stetig verbessern zu können.

Wesentlich

Statistik

Marketing

Die Auswahl (auch die Ablehnung) wird dauerhaft gespeichert. Über die Datenschutzseite lässt sich die Auswahl zurücksetzen.