Im Hallenbad Rheinstetten setzt man auf Nachhaltigkeit I Bezirk Karlsruhe

Schwimmbad-Fans hatten es im vergangenen Winter nicht leicht. Die steigenden Gaspreise haben Hallenbäder zur Schließung gezwungen oder den Badebetrieb zumindest stark eingeschränkt. Nicht so in Rheinstetten. Denn das Hallenbad in der Großen Kreisstadt südlich von Karlsruhe ist seit dem vergangenen Jahr an das Fernwärmenetz der Stadtwerke Karlsruhe angeschlossen und damit unabhängig vom Gas, zumindest fast. Der Preis der Fernwärme ist zwar an den Gaspreis gekoppelt und steigt damit synchron, die Kosten an sich sind allerdings viel geringer.

„Wir haben uns für den Anschluss an das Fernwärmenetz entschieden, lange bevor wir wussten, dass uns eventuell eine Gasknappheit beziehungsweise ein Gaspreisanstieg bevorsteht. Das nennt man wohl einen glücklichen Zufall“, sagt Rheinstettens Bürgermeister, Michael Heuser. Ein wirklicher Zufall war es in diesem Sinne nicht, denn das Hallenbad Rheinstetten setzt schon lange auf Energieeffizienz und Nachhaltigkeit. Die Fassade ist neu gedämmt, LED-Leuchtmittel sind eingesetzt, die Becken werden mit umliegendem Brunnenwasser befüllt. Als nächstes sind eine neue Lüftung sowie eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach der angrenzenden Turnhalle geplant. Es läuft also rund im Rheinstettener Hallenbad, oder?

Nicht ganz, denn was auch hier fehlt ist Personal. „Einer unserer Bademeister ist schon im Rentenalter und hat uns zuliebe jetzt noch einmal verlängert. Was wir machen, wenn er aufhört, wissen wir noch nicht“, sagt die Leiterin des Hallenbades, Jennifer Gansohr. „Natürlich suchen wir weiterhin nach einem passenden Ersatz, aber parallel machen wir uns schon Gedanken, welche Möglichkeiten es noch gibt, um den Badebetrieb aufrechtzuerhalten“, so Gansohr weiter. 55.000 bis 60.000 Besucher kommen jährlich ins Bad, hinzu kommen die Schulen und Vereine wie die DLRG Ortsgruppe Südhardt. Die Rheinstettener lieben ihr Hallenbad und das liegt nicht zuletzt an den Menschen, die es betreiben.

„Wir alle arbeiten schon sehr lange hier und wir identifizieren uns mit unserem Bad, deshalb wollen wir auch das es schön ist – Sauberkeit ist uns zum Beispiel sehr wichtig!“ erzählt Jennifer Gansohr. Diese Wohlfühlatmosphäre gibt es schon für vier Euro pro Tag, ermäßigt für zwei. „Um kostendeckend zu wirtschaften, müssten wir allerdings 13,50 Euro Eintritt verlangen. Dann lägen wir preislich auf dem Niveau der Spaßbäder, da können wir natürlich nicht mithalten“, erklärt Bürgermeister Heuser. Konkret belaufen sich die Kosten auf 900.000 Euro pro Jahr und verteilen sich hälftig auf das Personal und das Gebäude. Bei Einnahmen von 150.000 Euro macht das einen Verlust von circa 750.000 Euro im Jahr. Ist es das überhaupt wert?

Das ist es, sind sich Michael Heuser und das Team des Hallenbades einig. Das Hallenbad ist wichtig für die Gemeinde, für Jung und Alt. Die Kleinsten lernen hier schwimmen, Vereine wie die DLRG benötigen die Wasserflächen, um ihren so wichtigen Beitrag für die Gesellschaft zu leisten. Für Familien und Senioren dient das Bad als sozialer Treffpunkt. Die Hallenbadleiterin weiß außerdem: „Vielen unserer Seniorinnen und Senioren fällt das Laufen schwer, Schwimmen funktioniert dafür noch sehr gut. Vor allem unsere Rheumapatienten freuen sich über dieses Angebot in der Nähe ihres Wohnortes.“

Die direkte Anbindung an das Straßenbahnnetz macht das Bad nicht nur für die Besucher im Ort, sondern auch für viele Badegäste aus der Region attraktiv. Auch Schulen schätzen die gute Anbindung mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. Der Bürgermeister berichtet: „Wir sind bereits im Austausch mit Schulen in umliegenden Gemeinden und prüfen gerade, ob wir unsere Öffnungszeiten entsprechend erweitern können. Aufgrund des Personalmangels brauchen wir aber auch hier wieder clevere Lösungen.“

Diese Lösungen zu finden, kann man Rheinstetten durchaus zutrauen. Das Team des Hallenbades hat bereits mehr als einmal bewiesen, dass man gemeinsam vieles erreichen kann. Und dank den Weichenstellungen rund um Energieversorgung und Nachhaltigkeit sind auch die technischen Voraussetzungen besser als in vielen anderen Bädern der Region. Man kann sagen: Kluge Entscheidungen werden belohnt!