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Landesverband, Bädergeschichten

500 € für einen Schwimmkurs?!

Veröffentlicht: 28.08.2022
Autor: DLRG Landesverband Baden e.V.
Bereits geschlossen: Das Hallenbad "25/12" in Külsheim.
V.l.n.r. Norbert Streckert, Bea Grimm, Regina Gedemer, Uwe Spielvogel und Kerstin Mattern
Ebenfalls von der Schließung bedroht - das Familienbad in Höpfingen.

Hallenbäder in Külsheim und Höpfingen vorübergehend geschlossen I Bezirk Frankenland

Erst die Corona-Pandemie – jetzt ist es die Gaspreisexplosion, die die Kommunen reihenweise zur Schließung der Hallenbäder zwingt. Aber ist es wirklich so? Ist die Schließung der Bäder die einzige Lösung? Gibt es keine Alternative?

Die gäbe es, davon sind Uwe Spielvogel, Kerstin Mattern, Regina Gedemer, Bea Grimm und Norbert Streckert vom DLRG Bezirk Frankenland e.V. überzeugt. Es wäre zumindest wünschenswert, sich mit der Politik und den betroffenen Vereinen an einen Tisch zu setzen und Konzepte zu erarbeiten, anstatt einfach die Bäder zu schließen, da ist man sich einig. Konkret geht es um die Schließung des Hallenbades 25/12 in Külsheim, das bereits beschlossen wurde und die voraussichtliche Schließung des Familienbades in Höpfingen.

Es geht ja nur um Freizeitvergnügen, könnte man meinen - etwas planschen – für Groß und Klein. Aber darum geht es nicht. Es geht um Schwimmkurse, die Ausbildung von Rettungsschwimmern und damit um die Sicherheit des Einzelnen, aber auch um die Sicherheit aller Badegäste in Schwimmbädern, an Seen und allen die zum Beispiel in Flüssen in Not geraten. Keine Wasserfläche – keine Schwimmkurse und keine Ausbildung von Rettungsschwimmern – ganz einfach. Allein das Familienbad Höpfingen nutzen pro Woche durchschnittlich 390 Teilnehmer vom Baby-, Anfänger-, Kinder- bis hin zum Rettungsschwimmen. Zudem wird im Bad der Schwimmunterricht der umliegenden Schulen (etwa 70 Kinder pro Woche) abgehalten.

Das Hallenbad in Külsheim wiederum wird unter anderem von der Bundeswehr, der Polizeischule Wertheim, der Tauchfreunde Taubertal, der Feuerwehr und der Rheumaliga genutzt. Deshalb setzt sich der DLRG Bezirk Frankenland für die (Wieder-) Öffnung der Bäder ein, besser – er kämpft darum. Auch weil in den letzten Jahren schon etliche Bäder im Umkreis geschlossen wurden und es jetzt schon mehr als schwierig ist den Bedarf zu decken. Denn die Warteliste für die Anfängerschwimmkurse wird immer länger – rund 1000 Kinder sind es im Bezirk Frankenland, die aktuell auf einen Platz warten.

„Bei mir rufen schon Eltern an, die sehr besorgt sind, dass keine Anfängerkurse mehr angeboten werden können. Bisher gehen sie noch nicht an die Öffentlichkeit, weil es noch nicht ganz sicher ist, ob das Bad in Höpfingen wirklich geschlossen wird.“, so Regina Gedemer, 1. Vorsitzende der DLRG Höpfingen. Es gibt sogar Eltern die 500 Euro bieten, damit das Kind einen Platz im Anfängerschwimmen bekommt, berichtet Gedemer weiter. Der Bedarf ist da, so viel steht fest. Und es wäre auch ein Leichtes, das Bad in Höpfingen an sieben Tagen in der Woche mit Leben zu füllen. Was fehlt ist ein Konzept, wie die höheren Kosten durch den Anstieg der Gaspreise geschultert werden können – im besten Fall auf mehrere Schultern verteilt.

Dass die Kommunen diese nicht allein tragen können, ist klar, aber wenn jeder einen Teil dazu beiträgt, wäre es machbar. Jeder, das wären die Kommunen, das Land und der Bund sowie die Eltern der Schwimmanfänger. „Die Eltern wollen, dass die Kinder schwimmen lernen und ich denke, die Eltern sind auch bereit etwas mehr für den Kurs zu bezahlen.“, ist sich Bea Grimm, zuständig für die Anfängerschwimmausbildung bei der DLRG Tauberbischofsheim, sicher.

Fakten auf den Tisch

Die Sporthalle, die sich über dem Hallenbad in Höpfingen befindet, wird durch die Wärme des Bades beheizt. Darüber hinaus muss das Bad auf Mindestbetrieb weiterlaufen, Filteranlagen gespült werden, da sonst alles verschimmelt und die Technik kaputt geht – auch das braucht Energie. Es geht also „lediglich“ darum die Mehrkosten, die beim Regelbetrieb anfallen, aufzufangen – da wären schon einmal die Einnahmen durch die Vermietung der Schwimmzeiten. „Bei der höchsten Gasstufe, ist kein Bad mehr zu halten das ist uns klar, aber wir wollen es nicht direkt aufgeben. Wir möchten, dass eine Vernetzung stattfindet und nach Lösungen gesucht wird.“, verlangt Uwe Spielvogel, Leiter des Bezirkes Frankenland. „Deshalb ging von uns gerade ein Schreiben an beide Landräte und unsere Abgeordneten raus, damit die Notwendigkeit deutlich wird.“, so der Bezirksleiter weiter. Es wäre das dritte Jahr ohne Hallenbetrieb.

Schon jetzt geben die Ausbilder alles, versuchen so viele Kurse wie möglich im Freibad abzuhalten, opfern dafür sogar den Sommerurlaub und das, wohlgemerkt, im Ehrenamt. Und trotzdem ist es nicht zu schaffen. „Ich habe noch nie so viele Eltern gesehen, die verzweifelt versucht haben ihren Kindern das Schwimmen beizubringen. Da sitzt man oben am Wachturm und denkt, so sollte es einfach nicht sein.“, erzählt Kerstin Mattern, Leiterin Ausbildung im Bezirk Frankenland. „Wenn ich manchmal vom Wachturm im Freibad sehe, wie die Kinder vom 1-Meterbrett springen, wundere ich mich, dass sie überhaupt den Beckenrad erreichen.“, ergänzt Uwe Spielvogel.

Um dem entgegenzuwirken, wurde in Baden-Württemberg zum 1. April 2022 das Pilotprojekt „SchwimmFidel – ab ins Wasser!“ ins Leben gerufen – der Landesverband berichtete. Durch die Förderung von Anfängerschwimmkursen soll das Programm die Schwimmfähigkeit von Kindern im Vorschulalter verbessern. Zudem zielt es darauf ab, nachhaltige Strukturen zu schaffen, die auch in Zukunft landesweit Schwimmangebote für Kinder zur Verfügung stellen. „Einerseits sollen die Kinder schwimmen lernen, andererseits werden die Bäder geschlossen – das ist ein Widerspruch“, sagt Norbert Streckert, stellvertretender Bezirksleiter, kopfschüttelnd. Und was nun?

Das Land wünscht einen flächendeckenden Wasserrettungsdienst? Dann gilt es sich für den Erhalt und die Öffnung der Bäder einzusetzen – denn je weniger Bäder, desto weniger Rettungsschwimmer. Zunächst ist es ein Jahrgang, der wegbricht - am Ende eine ganze Gemeinschaft, die auseinanderbricht. Eine Gemeinschaft, die sich dem Wohl der anderen verschrieben hat – darauf kann unsere Gesellschaft unmöglich verzichten wollen.

Text & Bilder: Caroline Carnevale

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